Circus Roncalli - Time Is Honey

 Gala – Premiere in München
25. Oktober 2013

37 Jahre ist es nun her, dass der Circus Roncalli aus der Taufe gehoben wurde. Viele Jahre hatte er in München seinen eigenen Platz, den Roncalli-Platz. Hier steht nun die  Pinakothek der Moderne. Seitdem weist die Stadt München Bernhard Paul und seiner Circus-Familie immer wieder einen neuen Platz zu. Dieses Mal im Viehhof an der Tumblingerstraße. Was sich die Stadt München hierbei gedacht hat, fragt man sich wirklich.
Dieses rollende Museum, dieser wunderbare nostalgische Circus, der in Wien auf dem Rathausplatz stehen darf, wird hier hinter dicke Mauern des Schlachthofviertels verschoben.

Am 22. Oktober kam der Roncalli-Sonderzug in München an und begann mit dem Aufbau.
Am 23. Oktober begannen Melander Holzapfel und seine Freunde diese Mauer links und rechts neben dem Eingang zum Viehhof zu verschönern. Wunderbare Graffitikunst entstand.
Am 25. Oktober, zur Premiere, erstrahlte dieser Hof wie verzaubert - Bernhard Paul´s Circus-Stadt brachte das Gefühl, welches Augen zum Strahlen bringt, an diesen,
sonst so lieblosen, Ort.

Denn: Circus ist nicht Circus. Circus ist Roncalli !!!

Viele prominente und geladene Gäste waren gekommen um diesen Abend zu erleben.
Und schon zu Beginn wusste jeder, dies wird ein besonderer Abend. Das Zelt, hell, aber nicht grell beleuchtet, viele, meist über 100 Jahre alte Circuswagen, liebevoll restauriert, ein Orchester, nicht vom Band, sondern hervorragende Musiker, welche sogar das Intro dieses Abends, „Time“ von Pink Floyd, um Welten besser darboten als so manch hochgefeierte Coverband, und Artisten, die jeder einzelne etwas Besonderes war, einzigartig, in seinem Auftreten und in seinem Programm.

Der Abend begann mit einem jungen Mann, den einige bereits bei „Wetten dass… „ gesehen hatten. Michael Ortmeier, der eine 200 Jahre alte Nummer zeigte und sich nichts anderes wünschte, als einmal bei einem Circus arbeiten zu dürfen. Er läuft über Flaschen und ist damit der einzige Artist, der dies zum jetzigen Zeitpunkt darbietet. Bernhard Paul sah diesen Fernsehauftritt damals und engagierte ihn noch während der laufenden Sendung.
Den ganzen Abend gab es keine einzige Sekunde, in der sich das Publikum gelangweilt hätte, auf den nächsten Akt gewartet hätte. Umbaupausen nutzten Clowns wie die KGB Clowns, Gensi, Oriol Boixader und Devlin Bogino, um das Publikum zu unterhalten. Keine schrillen, überzogenen „Witze“, sondern herzliche Geschichten zum schmunzeln und lächeln, mit viel Fröhlichkeit.

Schwungvolle, artistische Darbietungen ließen einen oft den Atem stocken. Ob nun Bernhard Paul´s Kinder Lili, Vivi und Adrian auftreten, Les Pauls, zusammen mit ihrem Partner Jemile Martinez, rasant und gekonnt auf Rollschuhen, Jemile Martinez solo mit seiner Ballnummer oder die Trapezkünstler des Circus –Theaters Bingo am Boden oder in luftiger Höhe – das Publikum hält oft synchron die Luft an – um dann wieder frenetisch zu applaudieren.
Auch Fabricio Nogueira zeigt mit seinem Fahrrad in einer Rotunde, und dies in luftiger Höhe, dass eine artistische Nummer spannend und doch nostalgisch sein kann.
Was absolute Körperbeherrschung heißt, zeigen die drei Artisten vom Trio Laruss. Lebendige Statuen die ihre Form langsam, wie in Zeitlupe, immer wieder verändern.
Geraldine Philadelphia, Tochter von Patrick Philadelphia, Betriebsleiter des Circuses und die sanfte Hand, welche im roten Frack durch das Abendprogramm führt, zeigt eine berührende Reifenperformance in absoluter Perfektion. Die Beweglichkeit von Andrey Romanovsky lässt jeden Zuschauer schwindelig werden.
Als hätte er Gummiknochen.
Karl Trunk mit seinen Pferden ist der einzige Artist der im Circus Roncalli mit Tieren arbeitet. Doch bei ihm ist es ein sichtliches Geben und Nehmen. Seine Tiere lernen von ihm, und er von ihnen.
Wenn das Duo Viro an ihren seidenen Tüchern durch die Zeltkuppel schwebt, wird es ruhig im Publikum. Zu schön ist es diesen beiden Künstlern zuzusehen. Doch bei der letzten Darbietung des Abends möchte man am liebsten nicht mal mehr atmen, ist jeder einfach überwältigt. Miyoko Shida Rigolo mit ihrer Magie der Stille. Nie zuvor hatte jemand im Publikum so etwas unvergleichlich Schönes und Berührendes je gesehen.
Standing Ovations in einem Circus – ob es dies jemals vorher gegeben hat?

Nachdem alle Artisten und gute Geister des Abends noch einmal in der Manege waren um Danke zu ihrem Publikum zu sagen und sich zu verabschieden betrat Gensi mit einem kleinen Handklavier diese noch einmal, begleitet von den anderen Clowns, welche bereits ihre nostalgischen Nachtgewänder angezogen hatten. Dies war der einzige Moment des Abends, in dem wohl jeder etwas traurig wurde. Vorbei war die Traumzeit an diesem Abend. Es war ein wenig so wie vor vielen Jahren, wenn Mary und Gordy ihre Show beendeten und sich vor dem Publikum umzogen und abschminkten. So ging auch das Publikum nun nach Hause – mit ihm auch Mary, Georg Preuße, der sicher auch an seine Zeit mit Gordy zurückdachte.

Aber diese wundervollen Momente des Abends nehmen alle mit – und der Alltag wird sicherlich immer wieder durch ein Lächeln unterbrochen.

Noch bis zum 08. Dezember 2013  gastiert Circus Roncalli in München.

Informationen zum Circus Roncalli – Spielzeiten, Tickets & mehr.

Weitere Fotos, von der Ankunft bis zur Premiere in unserer Fotogalerie.

© Foto und Bericht: Erika Urban